Schockierendes Comeback für eines der großartigsten Computerspiele aus den alten Tagen. Das 1993 veröffentlichte “Syndicate” hat sich seinerzeit allen Besitzern eines Amiga oder PC als atmosphärisch dichte, spielerische anspruchsvolle Taktik-Herausforderung ins Gedächtnis eingebrannt. Steffen, Markus, glaub auch Jack und Joe – einfach jeder Kollege damals beim Joker Verlag ist in dem neoindustriellen Taktikthrill abgetaucht. Wirklich jeder? Nein, ich nicht. Ich hab das original “Syndicate”kaum gespielt, weil´s mir zu kompliziert war. Ich liebe mein eher einfach gestricktes Leben, auch wenn sich das gerade nur auf dem Bildschirm abspielt.
Deshalb schockt´s mich nicht allzu sehr, dass das düstere Sci-Fi-Game jetzt auf PC, Xbox 360 und Playstation 3 zurückkehrt. Und zwar derart drastisch verändert, dass Fans des Originals tapfer sein müssen. Das schwedische Entwicklungs-Studio Starbreeze nutzt das vertraute Sci-Fi-Endzeit-Szenario als Rahmenprogramm für einen technisch aufwändigen Ego-Shooter, der viel Action und vergleichsweise wenig Kopflastigkeit enthält. Ein bisschen Mitdenken und Nachdenken ist trotzdem erlaubt. Den Grund dafür liefert die Handlung. Demnach haben die Menschen des Jahres 2069 einen Chip implantiert. Der scannt alles, macht persönliche Daten zugänglich, und verändert unweigerlich die Persönlichkeit – genau wie Facebook heute. Wer über diesen Chip die Macht hat, regiert die Welt. Die Handlung dürfte sich für meinen Geschmack ruhig stärker im Vordergrund positionieren. Aber das neue “Syndicate” stellt halt eher flotte Reaktionen als das Gewissen auf die Probe. Taktisches Denkvermögen steht hintenan, von etwas Körpertuning via Chip abgesehen. Wer sich damit abfindet, den erwarten Schießereien inmitten düsterer “Blade Runner”-Kulissen. Durchaus mit dem gewissen Atmosphäre-Plus: Wie nicht anders zu erwarten bei einem Werk von Starbreeze – meinen Helden, den Machern von “The Darkness” und einem meiner Lieblingsspiele überhaupt, nämlich “Chronicles of Riddick”. Ja, ich stehe dazu. Und ich mag auch die Filme.

